Sitzplatz - auf den Punkt gebracht:
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Vorab sei gesagt, ich persönlich habe meinen Sitzplatz auch nach knapp 4 Monaten noch nicht wirklich gefunden.
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Im Coyote-Guide Buch 1 - Handbuch für Mentoren heißt es auf Seite 43: "Finden Sie einen Ort in der natürlichen Welt, den Sie immer wieder aufsuchen und den Sie kennen lernen, als wäre er Ihr bester Freund."
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Für mich bedeutet Entspannung, eine Auszeit nehmen mittlerweile den Rucksack zu schnappen, meine grüne mit Dreck verschmierte Hose anzuziehen und einfach Richtung Wald zu laufen. Natur/Wald steht für mich für Ruhe, alleine sein, manchmal eine ganze Weile nur still dazu sitzen und zu beobachten. Ich erkunde den Wald und all seine Besonderheiten Stück für Stück. Entdecke immer wieder neue spannende Dinge, sei es Trittsiegel, Spuren, Losungen oder auch mal ein paar Rehe.
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Höre wie der Eichelhäher als Wächter des Waldes die anderen auf meine Anwesenheit aufmerksam macht, wie über den Bäumen der Mäusebussard sein schrilles Miauen ausstößt, um mir klar zu machen, dass ist sein Revier in dem ich mich befinde.
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All dass mache ich so häufig es meine Zeit zulässt, immer alleine und bewege mich so ruhig wie nur möglich durch den Wald.
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Sieht man sich jetzt die Sitzplatzbeschreibung an, macht genau dass diesen aus.
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Ich befürchte, dass ich somit der Erste bin, der einen ganzen Wald als seinen Sitzplatz nutzt.
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Herzstück der Kernroutinen:
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"Der Sitzplatz ist das Herzstück der Kernroutinen und des gesamten Mentoringmodells. Wenn es ein magisches Wundermittel gibt, dann ist es der Sitzplatz."
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So wird der Sitzplatz im Buch Coyote-Guide Buch 1 - Handbuch für Mentoren beschrieben.
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Die Idee dahinter ist, Menschen dazu zu bringen, sich einen besonderen Platz in der Natur auszusuchen, an dem sie sich wohlfühlen - einfach nur, indem sie dort sind, bewegungslos und in der Stille.
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In der heutigen von Hektik und Terminstress geprägten Zeit gibt es glaube ich keine schwierigere Aufgabe, als eigentlich das einfachste was es gibt: "Nichts zu tun."
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Der Sitzplatz soll zu einem sehr persönlichen Ort werden. An dem man auf Neugierde trifft; staunen wird, eine Viefalt von Lebensformen und Wetterphänomene beobachten kann; ein Ort an dem man mit seinen eigenen Ängsten konfrontiert wird - Ängsten vor Spinnen, Käfern, vor dem Alleinsein, vor der Dunkelheit - und über diese hinaus wächst.
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Es soll ein Ort werden, an dem wir der Natur als unserem Zuhause begegnen.
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Angst bewältigen:
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Jeder Mensch hat Ängste. Ob er zu diesen steht, versucht diese auch zu bewältigen oder ihnen einfach so gut er kann aus dem Weg geht, dass macht jeder auf seine Weise.
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Meine Ängste bestehen u.a. darin, dass ich in der Natur im Dunkeln echt Schiss habe.
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Jedes noch so kleine Geräusch, sei es das Knacken eines Astes, ein vermutetes schnüffeln eines Tieres, das Heulen eines Fuchses, einfach alles macht mir Unbehagen. Die Steigerung dessen seht ihr auf dem Bild oberhalb. Übernachten in einem Zelt, in der Natur, in der Dunkelheit. Mein Angstendgegner quasi.
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Nein, ich persönlich habe ich nie ein Wildschwein gesehen, was die Schlaufen eines Zeltes öffnen kann. Ich habe auch noch nie erlebt, dass plötzlich Krallen einer Pfote die Zeltplane meines Zeltes aufschlitzen und trotzdem habe ich Angst in der Natur zu übernachten.
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Trotzdem habe ich meinen Kindern zu Liebe zwei Nächte auf unserer Streuobstwiese in meinem Zelt verbracht. Sagen wir es mal so, die Nächte waren ein wenig unruhig und von wenig Schlaf geprägt.
Noch vor der einsetzenden Morgendämmerung hörte ich die ersten Raben, wie sie laut krächzend über mein Zelt flogen. Kurz darauf, der charakteristische flötende Gesang der Amsel von ihrer Singwarte in einer unserer Tannen. Eine Melodie so unglaublich hoch und in immer wieder neuen Varianten vorgetragen. Kurz darauf stimmte ein Buchfink und ein Gartenrotschwanz mit in das Konzert ein.
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Während des Frühstücks zeigten sich die wärmenden Sonnenstrahlen immer mehr, der Himmel klarte auf und zeigte sein strahlendstes Blau.
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Es wurde für mich eines der schönsten Erlebnisse seit langem und hat mir gezeigt, dass es sich mehr als lohnt, seine Ängste zu überwältigen.
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Ausblick während des Frühstücks.
Das Wesentliche am Sitzplatz:
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Das Wesentliche an dieser Routine ist schlicht, eienn Platz richtig gut kennen zu lernen. Ein Biotop, also die Gemeinschaft von Böden, Pflanzen, Tieren, Bäumen, Vögeln und Wettersystemen - und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit, in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Mit anderen Worten:
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Dieser Platz wird zu Deinem Nest, Deiner Nische, Deinem Lernort, Deinem Spielplatz bei der Spurensuche, und auch zu Deinem Rückzugsort und zu Deinem persönlichen Zentrum für Erneuerung.
Er ist der Ort, an dem Du den Fuchsgang oder den Eulenblick ausprobierst, Dich hinkniest um Dir alle Trittsiegel oder Spuren genauer zu betrachten, der Ort an dem Du all das Erlernte aus Deiner Ausbildung zum Naturpädagogen anwenden und ausleben kannst.
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Auch wenn es sehr wichtig ist, seinen eigenen Sitzplatz zu finden und so häufig man es kann zu besuchen, so kann man die "Sitzplatz Routine" auf jeden beliebigen Ort mit ähnlichen ökologischen Merkmalen ausdehnen - denn sie ist nicht auf einen bestimmten Platz beschränkt. Der Ort soll Gefühle von Vertrautheit und tiefem Wissen wecken. Wenn Du zu ihm gehst, sprudelt es gerade zu vor Neugierde alles zu erforschen, jede noch so kleine Spur zu untersuchen, Entdeckerdrang ohne Zeitdruck